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Handystreik


Heute bleibt die Küche kalt, wir fahren in den Wienerwald. So müssen sich heute wohl die Handys fühlen – es ist nämlich Streik angesagt!

Verbraucherschützer in Italien und Libanon haben in den vergangenen Tagen zum Handystreik aufgerufen. Der Grund: Ã.berhöhte Tarife der Mobilfunkanbieter. Auch in Deutschland ruft eine Initiative zum „Handystreik gegen Tarifwucher“ auf. Am 4. August 2004 sollen von 10 bis 14 Uhr die Handys still bleiben.

Die deutschen Handykunden haben auch einen guten Grund zu streiken: Denn deutsche Handynutzer zahlen einer vergleichenden Studie des finnischen Kommunikationsministeriums zu Folge die höchsten Preise in Europa. Demnach belaufen sich die Kosten bei einer zu Grunde gelegten Nutzung von 150 Gesprächsminuten und 25 Kurzmitteilungen pro Monat auf 56,50 Euro. Zum Vergleich zahlen dänische Handykunden nur etwa die Hälfte.

Doch woran liegt das? Wir erklären die Marktsituation für die Finanzierung der Netzbetreiber und zeigen Gründe für die hohen Handygebühren.
Handysubventionen verhindern sinkende Tarife

Die Zahl der Mobilfunkteilnehmer in Westeuropa wird sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen. Im Jahr 2005 werden in Westeuropa etwa 310 Millionen Nutzer erwartet. Auch in Deutschland ist die Zahl der Handynutzer stetig gestiegen: Ende des Jahres 2003 gab es 64,8 Millionen Teilnehmer in den deutschen Mobilfunknetzen. Das heiÃ.t mehr als 78 Prozent der Deutschen besitzen ein Mobiltelefon.

Inzwischen gehen viele Mobilfunkbetreiber davon aus, dass der westeuropäische und auch der deutsche Markt nahezu gesättigt ist. Nach Meinung des Marktforschungsinstituts Yankee Group ist dies jedoch nicht richtig. Die meisten Unternehmen setzen in ihren Statistiken die Zahl der verkauften SIM-Karten mit der Anzahl der Nutzer gleich. Dabei lassen sie aber auÃ.er acht, dass viele Handynutzer mittlerweile zwei oder drei Handys beziehungsweise SIM-Karten benutzen. Die Marktdurchdringung von fast 80 Prozent in Deutschland müsste demnach auf zirka 60 Prozent gesenkt werden.

Nach Meinung der Yankee Group könnten die Mobilfunkbetreiber ihre Umsätze weiter steigern, wenn neue Kundengruppen erschlossen werden können. Dies ist am ehesten über den Preis zu erreichen. In Ländern mit niedrigen Gesprächsgebühren, wie Finnland oder Irland, wird das Handy überdurchschnittlich oft genutzt. In Deutschland liegen die Handytarife jedoch rund 25 Prozent über dem europäischen Durchschnitt von 26 Cent pro Gesprächsminute.

Die hohen Tarife in Deutschland haben auch und vor allem mit der vergleichsweise hohen Subventionierung der Handys zu tun. Die Einnahmequellen der Mobilfunkanbieter kann man vereinfacht in drei Gruppen unterteilen – die Anschlussgebühren (in Verbindung mit den Handypreisen), die Grundgebühren und die Gesprächsumsätze. Auf dem deutschen Mobilfunkmarkt liegen die Handysubventionen zum Teil über den Anschlussgebühren, sodass die fehlenden Umsätze durch hohe Gesprächsgebühren eingefahren werden müssen. Diese hohen Tarife müssen nicht nur Mobilfunkkunden zahlen. Auch Festnetzkunden beteiligen sich aufgrund hoher Terminierungsentgelte an der Refinanzierung der Handysubventionen. Sie müssen für Gespräche in die Mobilnetze tief in die Tasche greifen.

Würden die Handysubventionen zurückgefahren werden oder ganz wegfallen, können die Umsätze der Mobilfunkbetreiber steigen. Diese höheren Einnahmen könnten dann im Gegenzug als niedrigere Gebühren an den Kunden weitergegeben werden.

Ein weiteres Hindernis der sinkenden Handygebühren ist die aktuelle Wettbewerbssituation auf dem deutschen Handymarkt. Dieser wird grundlegend von den vier Netzbetreibern T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 beherrscht. Wenige Anbieter und eine groÃ.e Anzahl von Nachfragern kennzeichnen diesen Markt. Charakteristisch für diese Märkte ist eine hohe Markttransparenz und Reaktionsverbundenheit. Ein Anbieter folgt in seinen Strategien also dem anderen.

Es besteht aber auch ein hoher Anreiz die derzeitige Wettbewerbssituation durch Abstimmung zu stabilisieren. Dies kann man am Beispiel der SMS-Preise verdeutlichen: In den Standardtarifen aller Mobilfunkbetreiber kosten Kurznachrichten in der Regel 19 Cent. Das ist europäischer Rekord. Mit rund 36 Milliarden verschickten SMS im Jahr 2003 sind die Kurzmitteilungen ein starker Umsatzfaktor für die Unternehmen. Denn branchenintern geht man davon aus, dass eine SMS den Netzbetreiber nur ein Bruchteil dessen kostet.
Besserer Wettbewerb durch virtuelle Netzbetreiber

Der Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt könnte jedoch einen neuen Schub bekommen: Denn der Kaffeeröster Tchibo will demnächst ins Mobilfunkgeschäft einsteigen. Dazu hat das Hamburger Unternehmen beim kleinsten deutschen Netzbetreiber O2 Minutenpakete eingekauft, um daraus seinen Kunden eigene Handypakete verkaufen zu können. In den Tchibo-eigenen Shops würden dann neben Kaffee und wechselnden Konsumgütern dann auch Mobilfunkprodukte in den Regalen stehen.

Mit Tchibo würde in Deutschland wieder ein so genannter virtueller Netzbetreiber an den Start gehen. Das nicht mehr am Markt tätige Unternehmen Quam trat zu seinem Netzstart auch als virtueller Netzbetreiber auf. Quam kaufte sich die Gesprächsminuten vom Netzbetreiber E-Plus. Aufgrund der finanziellen Belastung durch den Kauf der UMTS-Lizenz konnte sich Quam am Markt nicht durchsetzen.

Ende des Jahres 2001 hatte Tele2 mit der damaligen Viag Interkom (O2) einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, um in Deutschland ein virtuelles Mobilfunknetz zu betreiben. Aus technischen Gründen wurde das Projekt jedoch Anfang des Jahres 2003 aufgegeben. Tele2 hält sich diese Option aber weiter offen.

Mit den virtuellen Netzbetreibern würde neben Netzbetreiber und Serviceprovider die dritte groÃ.e Anbietergruppe auf dem Markt aktiv werden. Dadurch wäre gleichzeitig eine Verschiebung der Angebotsstruktur denkbar. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass neben Tchibo auch weitere Anbieter als virtuelle Netzbetreiber auf dem Markt aktiv werden. So könnten die vier Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 zu reinen „Verwaltern“ ihrer Netze werden und ihre Minutenpakete an die Betreiber virtueller Netz verkaufen.

Der Markteintritt eines Konkurrenten auf dem Mobilfunkmarkt erhöht auf jeden Fall den Druck auf die Wettbewerber. Jedoch muss ein neuer Anbieter Tarife und Services präsentieren, die sich stark von denen der Wettbewerber unterscheiden. Das Beispiel Quam hat gezeigt, dass ein neuer Anbieter mit wenig differenzierten Angeboten wenig Chancen auf dem Markt hat: Quam hatte innerhalb eines halben Jahres lediglich 200.000 Kunden unter Vertrag.
Was könnte der Handy-Streik bewirken?

Sollten viele Handynutzer am Handystreik teilnehmen, würde es die Mobilfunkunternehmen an der empfindlichsten Stelle treffen: Den Gesprächsumsätzen. Das Beispiel des italienischen Handystreiks zeigt aber, dass ungern auf das Handy verzichtet wird und die hohen Gebühren dennoch bezahlt werden. Nach Meinung der italienischen Mobilfunkgesellschaften wurden keine Schwankungen in der Zahl der eingeschalteten Handys registriert. Trotzdem zeigen diese Aufrufe, dass sich die Verbraucher durchaus kritisch mit den Handygebühren auseinander setzen.

Möglicherweise sollte auch der Regulierungsbehörde Einfluss auf den Mobilfunkmarkt eingeräumt werden. Tatsächliche Kosten der Netzbetreiber könnten regulatorisch mit den verlangten Preisen verglichen werden. Ein Ausnutzen der Marktstellung und das Ansetzen zu hoher Preise könnte so verhindert werden.

(Quelle: a href=“http://www.tariftip.de/home-mobilfunk.asp“>tariftip.de)

6 Comments

  • Da macht man aber ein Zitatkennzeichen drum rum … *klugscheiß*

    Außerdem ist GMX mal wieder weit hinterher … im Libanon wurde schon vor einem halben Monat gestreikt

    Am sonsten frage ich mich wie die auf 56,50 für 150 Gesprächsminuten kommen … bei Vodafone kriegt man 200 für 40 Euro und die sind immer noch die teuersten … komisch …

  • Man kann sich auf einen Text beziehen und in meinetwegen auch paraphrasieren. Dann reicht eine Quellenangabe vollkommen aus.

    Komplett übernommene Textpassagen sind allerdings als Zitate zu kennzeichnen. Überall oder zumindest in wissenschaftlichen Arbeiten 🙂

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