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Warum das iPhone soziodemografisch ein Erfolg wird


Ich bin vom iPhone keineswegs begeistert.
Es behandelt alte Themen (UI, Musik, Foto, Video, Internet) und macht diese auf neuem Wege benutzbar. Dadurch entsteht beim Benutzer der Glaube oder auch der Wunsch mit der Technik endlich besser umgehen zu können. Dass dem nicht unbedingt so ist, zeigt sich bei einigen Reviews der ersten Tage über das iPhone. Wie gesagt – wartet bis die zweite Serie rauskommt und gebt euer Hirn nicht am Eingang des Apple Stores an der Garderobe ab.

Was macht das iPhone aber dennoch zu einem Erfolg? Zumindest für Apple und AT&T wird es eine der vielbesagten Win-Win-Situationen werden. Das iPhone ist nämlich das erste Gerät dass es einem erlaubt komfortable im Internet zu surfen. Internetseiten an sich sind hierbei weniger relevant. Die Verzahnung mit Google finde ich nur sehr interessant!


Zum allerersten Mal kann Google, Apple und AT&T das Benutzerverhalten eines einzelnen Benutzers über Monate und Jahre tracken ohne dass dieser sich bei einem Service anmelden muss. Nur so kann ich es mir erklären, warum YouTube, Google Maps und Google Calendar so eng in das System eingebunden sind. Alter, Ort, Community-Verhalten (Telefonate), Stickiness (YouTube, Suchanfragen) – was will ein Marktforscher mehr?!
Andere (freie) Programmierer müssen die Krücke über web2.0-konformen Code fahren. Eine User-ID wird man hierbei nicht auslesen können. Die Google-Derivate habens da mit Sicherheit besser.
Ach und in einem iPhone-Crash Video konnte man sogar sehen, dass es eine SIM-Karte verwendet. Wurde glaub ich mal anders behauptet…

Was haben die einzelnen Unternehmen von diesen Informationen?
Sollte es Apple schaffen eine kritische Masse auf den Markt zu bringen (3-5% Marktanteil sollten reichen). Dann hat Google ein automatisches Plazes, weil 3-5% aller Menschen reichen um eine Tendenz von Hotspots auszumachen. iPhone-Käufer sind mit Sicherheit männlich; Ende 20, 30-35 Jahre alt; mittleres bis höheres Einkommen und besitzen bereits mehrere Apple-Produkte und sind überdurchschnittlich internetaffin. Das ist der Benutzerkreis der ersten Stunde. Wie es in einem halben Jahr aussieht wird man abwarten müssen. Aus der Kombination von YouTube, Maps und Telefonaten an sich gehts wieder einen Schritt in Richtung automatische Research-Maschine.
Trends zu bestimmten Dingen lassen sich um ein vielfaches schneller erkennen. Und was zählt letztlich um neue Produkte auf den Markt zu bringen? Trends erkennen und immer einen Schritt schneller als die Konkurrenz zu sein! Jungs glaubts mir – Apple und Google sind die Gewinner der nächsten Jahre – ok, keine bahnbrechende Erkenntnis. AT&T hat „nur“ einen Umsatz und Image-Gewinn aus dem iPhone-Deal (die bleiben eben nur ein Carrier). Auf absehbare Zeit werden die Leute über WLAN telefonieren Jajah lauert schon. Und selbst dort sind die erhobenen Daten für Apple und Google Gold wert! Microsoft sollte schleunigst Yahoo! kaufen und ebenfalls eine tracking-taugliche Hardware auf den Markt bringen. Seadragon und Photosync sind zwar cool und verhelfen den Redmondern zu neuem Ruhm und Glanz – Geld lässt sich damit aber nicht generieren – relevanter Content, den man dann wieder zu Geld machen kann leider auch nicht. Wintel? Was war das nochmal? Ich nenn es spaßeshalber mal Gaaple und Yasooft! 😀

Warum Google immer noch kein eigenes Adressbuch anbietet bleibt mir schleierhaft. Sicherheitsbedenken? Gegenwehr der Bevölkerung? Bedenken, die Behörden würden ein Auslesen per Gesetz durchdrücken?

Was denkt zu der ganzen Sache? Läufts euch kalt den Rücken runter oder findet ihr die Vorstellung toll, dass sich Unternehmen endlich dafür interessieren, was ihre Kunden wollen?

Nachtrag: So bekommt man die SIM-Karte raus ohne sein neuen Touchphone zerstören zu müssen. Man nehme Gizmodo und eine Büroklammer.

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4 Comments

  • Auf das muss ich ja fast mit einem eigenen Artikel antworten. Was ist denn hier passiert?

    Apple hat Glück, wenn sie vielleicht ein Prozent Marktanteil bekommen … ihr 500000 bereits verkauften Handies sind gerade mal ein halbes Promille!

    Die Käufergruppe dürfte für Werber vielleicht wirklich interessant sein, aber das Ding zeigt ja keine Werbung. Es ist eine Telefon mit iPod und ein bisschen Webgesurfe. Google Calendar ist nirgends integriert, das iPhone unterstützt nicht mal mehrere Kalender.

    Google hat auch bereits ein Adressbuch (Gmail) und ob Apple mit seiner Maps Implementierung Daten mitschickt würde ich stark bezweifeln. Maps ist frei verfügbar und sie mussten da keinen Deal mit denen eingehen, denn a) gibt es ein Javaprogramm für alle Handies schon von Google selbst und b) noch weitere Programme, die das Kartenmaterial von Google verwenden. Alles ohne Eingabe irgendeiner Identifikation.

    Was die Trends angeht. Google hat ein gleichnamiges Tool und das zeigt dir die tollen Tagestrends … aber wie auch bei den Youtube Videos ist das exakt Null wert. Wer danach seine Produkte entwickelt hat jeden Tag ein anderes Produkt … sorry, langfristige Trends werden wir alle – wie es immer schon war – immer erst im Nachhinein als solche erkennen können. Wir brauchen keine Trittbrettfahrergesellschaft in der jeder nachmacht was erfolgreich ist (Studivz&co), sondern innovative Menschen, die auch mal was neues machen und so erst einen Trend schaffen und nicht nur hinterlaufen …

    So … my 2 cents

  • Ach ich denke schon, dass Apple innerhalb kürzester Zeit seine 1-2% (3-5% wären schöner) im US-Markt bekommen werden.

    Werber müssen nicht explizit Werbung schalten (Werbefilme etc.) um zu werben – das wird immer unterschätzt.

    Google Calendar wird garantiert noch ins iPhone integriert. Das Adressbuch in Gmail ist keine Google typische Anwendung. Das können die sehr viel besser.

    Maps ist frei verfügbar, da hast du schon recht. Aber das Maps auf dem iPhone ist eine eigene Anwendung die es so im Internet nicht gibt. Die runterfallenden Pins in der Werbung sind nur ein Beispiel. Maps funktioniert auch ohne Identifikation, aber die Verzahnung auf einem einzigen System machts dann wiederrum interessant und bemerkenswert.

    Trends kenn ich auch. Für einen alleine mag das Tool uninteressant sein. Nimm das aber x1000 und schon gibt es viele Firmen die für diese Informationen viel Geld zahlen würden. Und Google nutzt diese Informationen. YouTube ist nur vordergründig nutzlos. Im Hintergrund rasselt da eine riesige Marketingmaschinerie. Und Trends sind halbwegs planbar. Mit dem nötigen Geld in der Hinterhand kann man die Mensch sehr schön an der Nase rumführen.

    Werbung und Marketing ist leider nichts anderes. Lenke Leute und bringe sie dazu ihr Geld (im Idealfall mehr als sie eigentlich wollten) bei dir zu lassen.

  • Das Adressbuch in Gmail ist keine Google typische Anwendung. Das können die sehr viel besser.

    Ha, schau dir mal den Reader an … schlampiger geht’s immer 😉

    Die runterfallenden Pins in der Werbung sind nur ein Beispiel.

    Ehm … es wäre für den Javatypen wohl ein leichtes runterfallende Pins seiner Anwendung hinzuzufügen. Dass Apple beim UI-Design definitiv einiges kann bestreitet keiner, aber das ist alles klonbar (auf meinem Handy bewegt sich der Pin halt nicht, na und?)

    Trends … wenn ich etwas nutzloses mal 1000 nehme kommt immer noch was nutzloses raus. Tagestrends und alles noch schneller ist nichts wert … Web 2.0 hat Monate gedauert, wenn nicht Jahre bis daraus ein Trend wurde auf den man ohne Zweifel setzen konnte.

    Googles Kalender wird bestimmt nicht so schnell integriert werden. Apple hat seine eigene Kalenderanwendung und man kann Google ja mit iCal/Outlook abgleichen und das dann wieder mit dem iPod/iPhone.

    Definiere „kürzeste Zeit“! 6 Mio (+- 1 Mio) ausgelieferte Geräte wären die genannten 2% … das wird eine Weile dauern …

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